5 Tipps, wie Sie aus Fehlern wirklich lernen können
Kennen Sie den Spruch: Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden. Oder: Aus Fehlern wird man klug. Diese und ähnliche Formulierungen sind mir schon häufig begegnet. Doch werden sie in der Realität auch gelebt?
Meiner persönlichen Erfahrung nach ist das nicht der Fall.
In der Schule wurden Fehler mit einem roten Stift markiert. Es wurde im Anschluss nicht besprochen, warum ich zum Beispiel eine Matheaufgabe falsch gelöst hatte. Das wurde ja schließlich vor der Klassenarbeit erklärt. Pech gehabt.
Diese Erfahrungen setzten sich an der Universität weiter fort. Auch in meinem beruflichen Alltag bin ich häufig Unternehmen begegnet, die eine 0-Fehler Strategie zum Ziel haben. Von wegen Irren ist menschlich. Eine Fehlerquote ist dort nicht akzeptabel.
In meiner Kindheit und Jugend gab es noch keine gelebte Fehlerkultur in Schulen. Dies entwickelte sich erst in den späteren 1990er Jahren. Meine Generation und deren Vorgänger sind diesbezüglich also weitestgehend auf sich allein gestellt. Lassen Sie uns damit anfangen, Fehler als Chance zu erkennen und anzunehmen.
Was ist eigentlich ein Fehler?
Bevor ich Ihnen meine 5 Tipps verrate, möchte ich erst einmal klären, was genau eigentlich ein Fehler ist.
Laut Duden hat der Begriff zwei Bedeutungen:
1. etwas, was falsch ist, vom Richtigen abweicht; oder eine irrtümliche Entscheidung, Maßnahme; Fehlgriff
2. schlechte Eigenschaft, Mangel (persönlich oder dinglich)
Relevant ist hier die erste Bedeutung, wobei ich den Aspekt des Irrtums dabei betonen möchte. Ein Fehler geschieht unabsichtlich.
Natürlich schwingen in diesem Zusammenhang auch die Fragen mit: Wer definiert, was richtig ist? Und können auch mehrere Wege zum Ziel führen? Das ist aber ein Thema für einen eigenständigen Artikel.
Haben Sie weder Angst davor Fehler zu machen noch aus ihnen zu lernen.
So nutzen Sie Fehler sinnvoll für Ihre Weiterentwicklung:
1. Akzeptieren Sie Fehler bei sich und bei anderen.
Wir sind Menschen und keine Maschinen. Äußere Einflüsse und persönliche Erfahrungen beeinflussen uns in unserem Alltag und haben Auswirkungen auf unser Handeln. Da kann auch mal etwas schief gehen. Wenn Sie dies akzeptieren, finden Sie auch einen adäquaten Weg, mit Fehlern umzugehen. Und nur wer sich traut, Fehler zu machen, kann über sich selbst hinauswachsen.
2. Finden Sie die Fehlerquelle, ohne die Schuldfrage zu stellen.
Woran lag es, dass der Fehler passieren konnte? Bei der Beantwortung der Frage ist es nicht zielführend einen Schuldigen zu suchen. Sie müssen die Ursache finden, um sie bewusst beheben zu können. Fehlte es am notwendigen Wissen? Gab es Zeitdruck oder waren Zuständigkeiten nicht eindeutig geklärt? Gehen Sie der Ursache auf den Grund.
3. Stehen Sie zu Ihren Fehlern und sprechen Sie darüber.
Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, stehen Sie dazu. Sie sind deshalb kein schlechter Mensch und niemand stellt Ihre grundsätzliche Eignung in Frage. Sprechen Sie über den Vorgang und die Fehlerursache. So erhalten Sie selbst und auch andere Menschen, wie zum Beispiel Ihre Kollegen, die Möglichkeit, aus Ihrem Fehler zu lernen. Sie können dieses Wissen einsetzen, wenn sie in einer ähnlichen Situation sind. Nicht jeder Fehler muss von jedem selbst gemacht werden. Von einem gegenseitigen Fehleraustausch profitieren alle Parteien.
4. Fertigen Sie nach einem Projektabschluss eine Liste aller aufgetretenen Fehler an.
Dies sollten Sie grundsätzlich tun. Auch wenn Sie den Eindruck haben, dass das Projekt ganz gut gelaufen ist. Es gibt immer etwas zu verbessern. Betrachten Sie dabei nicht nur die Fehler, die spürbare Auswirkungen hatten. Gemeint sind hier alle Fehler, egal wie klein oder groß sie waren. Auch kleine Irrtümer können sich, wenn sie erkannt wurden, im nächsten Projekt positiv auswirken.
5. Verändern Sie Ihr Verhalten.
Wenn Sie die vorangegangen Tipps befolgen, versteht sich der letzte Tipp von selbst. Legen Sie Ihren Perfektionismus ab. Nehmen Sie Fehler aber auch nicht auf die leichte Schulter. Fehler bringen Sie nur weiter, wenn Sie sie ernst nehmen und aus ihnen lernen wollen. Das passiert nicht automatisch.
Mein Umgang mit Fehlern
Ich wollte früher immer perfekt sein. Das hat mich gestresst, ich habe mich über Fehler von Kollegen geärgert und war damit nicht immer gut für das Betriebsklima. Außerdem war es nicht besonders produktiv, eine E-Mail vor dem Versenden 50 Mal zu lesen. Am Ende übersah ich den einen kleinen Tippfehler sowieso.
Nachdem ich ein Mal eine wichtige Frist versäumt hatte, kontrollierte ich Termine und Fristen immer und immer wieder aufs Neue und traute meinen eigenen Eintragungen nicht. Das hat mich und meine Umwelt fast wahnsinnig gemacht. Doch irgendwann hat sich ein Schalter umgelegt. Ich kann nicht mal mehr sagen, was der Auslöser dafür war. Ich wusste einfach, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.
Seit ich mich persönlich dafür entschieden habe, lieber aus Fehlern zu lernen, anstatt sie zu vermeiden, wirken sie gar nicht mehr so einschüchternd auf mich. Ich ärgere mich zwar immer noch, wenn etwas schief gelaufen ist, aber kurz darauf überlege ich, wie ich das in Zukunft besser machen kann. Ich fühle mich durch diese Strategie befreit und kann nur jedem empfehlen, es auch zu versuchen.
Wie stehen Sie zu Fehlern? Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen mit mir!
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